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Die Bush Krieger
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
27. Oktober 2008
Betr.: Titel, Tennis, Flüchtlinge
V on der ersten Illustration des Hamburger Künstlers Jean-Pierre Kunkel, 57, fühl-
te sich George W. Bush offenbar geschmeichelt. Vor sechseinhalb Jahren verewigte
Kunkel den US-Präsidenten und seine politischen Mitstreiter Colin Powell, Donald
Rumsfeld, Dick Cheney und Condoleezza Rice auf dem SPIEGEL-Titelbild als mus-
kelbepackte „Bush-Krieger“ (SPIEGEL 8/2002) – die Berliner US-Botschaft orderte von
dem Motiv 33 Poster für das Weiße Haus. Nun hat Kunkel die Truppe erneut por-
trätiert, wieder kann die Titel-Illustration unter
www.spiegel.de/shop für 14 Euro bestellt werden,
doch Bush dürfte diesmal nicht angetan sein: Kurz
vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit wirkt das
Staatsoberhaupt in Kunkels Werk völlig abgehalftert,
seine Kombattanten erscheinen versehrt oder sind
fahnenflüchtig. Das Bild der geschlagenen Kämpfer
spiegelt die Stimmung in den USA. Von den Bush-
Cheney-Jahren schwer frustriert, sehen vier Fünftel
der US-Bürger das Land auf dem falschen Weg.
Titelautor Erich Follath, 59, konstatierte bei seinen
jüngsten USA-Besuchen eine eher unamerikanische
Stimmung: Pessimismus. „Der Kandidat, dem es
gelingt, die Hoffnungen auf einen Neuanfang zu
bündeln, wird die Wahl gewinnen“, sagt Follath,
„und das scheint Barack Obama zu sein“ (Seite 114).
SPIEGEL 8/2002
len. In den achtziger Jahren bot der Vater von Steffi Graf der Französin mehr-
mals an, sie zu trainieren – er wunderte sich über ihre schwankenden Leistungen. De-
mongeot lehnte stets ab. Damals wusste niemand, was auf ihr lastete: Ihr Coach Ré-
gis de Camaret, einer der bekanntesten Tennistrainer Frankreichs, soll sie jahrelang
vergewaltigt haben. Erst 2005 zeigte Demongeot, heute 42, ihren mutmaßlichen Pei-
niger an. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft offenbaren einen Fall monströsen
Ausmaßes: De Camaret soll zwölf weitere Spielerinnen sexuell missbraucht haben.
SPIEGEL-Redakteur Michael Wulzinger, 43, und die SPIEGEL-Mitarbeiterin Petra
Truckendanner, 37, gingen den Spuren des Skandals in ganz Frankreich nach – und
blickten dabei in die Abgründe des Leistungssports (Seite 140).
de Afrikaner, ihre Heimat
auf waghalsigen Wegen zu ver-
lassen, um in Europa ein neu-
es Leben zu beginnen. Im Juli
bewegte ein dramatischer Fall
die Welt. 48 Afrikaner hatten
versucht, in einem Schlauch-
boot das Mittelmeer zu über-
queren; nur 33 erreichten lebend die spanische Küste. Die SPIEGEL-Mitarbeiter Dia-
lika Krahe, 26, und Juan Moreno, 36, haben die Flucht rekonstruiert. Sie sprachen in
Spanien mit traumatisierten Überlebenden, darunter Blessing Okunorobo, eine jun-
ge Nigerianerin, die während der Überfahrt ihre beiden Söhne verlor. In Marokko fand
Moreno Okunorobos Ehemann in einem Flüchtlingscamp. Krahe spürte Okunorobos
Mutter auf, in einem Dorf in Nigeria. Dort erlebte sie eine Voodoo-Zeremonie, bei der
die Götter um Beistand angefleht wurden – für das nächste Mädchen, das sich auf-
macht, in Europa das Glück zu finden (Seite 84).
Moreno (in Puente-Genil), Krahe (in Agowie, Nigeria)
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
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D as Talent der Tennisspielerin Isabelle Demongeot war auch Peter Graf aufgefal-
J edes Jahr versuchen Tausen-
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In diesem Heft
Titel
Amerikas Abrechnung mit George W. Bush ......... 114
SPIEGEL-Gespräch mit dem republikanischen
Vordenker Robert Kagan über die Bilanz
der Bush/Cheney-Jahre und die Versuche,
eine neue Weltordnung zu schaffen ..................... 126
Deutschland
Panorama: Geheimer Bonus für Bahn-Chef
Mehdorn / Koalitionäre schnüren Konjunktur-
paket / Ypsilanti vergrätzt Parteifreunde ............... 15
Koalition: Union und SPD wollen von den
wirtschaftlichen Turbulenzen profitieren .............. 20
Interview mit dem baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Günther Oettinger über
Lehren aus der Finanzkrise ................................... 22
Außenpolitik: Die französischen Vorschläge
zur Verstaatlichung von Wirtschaftsunternehmen
stoßen in Berlin auf Widerstand ............................ 24
Sicherheit: Die von Brüssel geplanten
Körperscans von Flugzeugpassagieren lösen
einen Sturm der Entrüstung aus ............................ 30
Sozialdemokraten: Die Entmachtung von
Generalsekretär Hubertus Heil ............................. 34
Jugendämter: Vernachlässigung von
Pflegekindern durch die Behörden ........................ 38
Gesundheit: Bei Ärztepfusch versagen häufig
sämtliche Kontrollinstanzen .................................. 44
Strafjustiz: Ein Richter soll Heimbewohnern die
Freiheit ohne Anhörung entzogen haben ............... 50
Parteien: Peter Sodann wird als Bundespräsidenten-
Kandidat zur Belastung für Die Linke ................... 52
Wirtschaft
Trends: Deutsche Telekom bespitzelte eigene
Mitarbeiter / Brüssel lehnt neues VW-Gesetz ab /
Energieagentur warnt vor Gas-Kartell ................... 55
Manager: Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann
löst neue Irritationen aus ...................................... 58
Landesbanken: Wie der Staat sich mit seinen
eigenen Geldinstituten ärmer machte .................... 62
Die HSH Nordbank braucht Geld aus Berlin ........ 64
Die WestLB will sich selbst teilen .......................... 65
Beschäftigung: Noch boomt der
Arbeitsmarkt – nur die schwer vermittelbaren
Jobsuchenden bleiben auf der Strecke .................. 66
Geldanlage: Die Kunden der
isländischen Kaupthing-Bank müssen
um ihre Ersparnisse bangen .................................. 68
Affären: Ein Seitensprung des IWF-Chefs
wird zum Politikum ............................................... 70
Medien
Trends: Interview mit Kritiker Hellmuth Karasek
über den ZDF-Rauswurf von Elke Heidenreich /
ARD will Hape-Kerkeling-Bestseller „Ich bin dann
mal weg“ verfilmen ............................................... 73
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ......................... 74
Internet: Widerstand gegen das
Google-Imperium .................................................. 76
Gesellschaft
Szene: Sachbuch über das Leben russischer
Einwanderer in Deutschland / Das gewandelte
Verhältnis der Deutschen zu ihrem Auto ............... 81
Eine Meldung und ihre Geschichte – wie ein
Polizist seine Karriere ruinierte ............................. 82
Flüchtlinge: Die dramatische Schlauchbootfahrt
von 48 Afrikanern nach Europa ............................ 84
Ortstermin: Warum eine fränkische Dorfbank
von der Finanzkrise verschont blieb .................... 109
Ausland
Panorama: Schweizer Außenministerin verteidigt
Bankgeheimnis / Polit-Morde schrecken Kroatien
auf / Irans Basar-Händler auf den Barrikaden ...... 111
Merkel, Sarkozy
Wettstreit der Retter Seite 24
Während die Börsen weltweit beben und die Finanzmärkte zusammenkrachen, gehen die
europäischen Partner Deutschland und Frankreich im Kampf gegen die Krise getrennte Wege.
Präsident Nicolas Sarkozy will außer Banken auch bedrohte Industrieunternehmen unter den
Schutz des Staates stellen. Kanzlerin Angela Merkel wehrt sich gegen weitere Eingriffe.
Der Buhmann Seite 58
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist stolz
darauf, dass er das Geld der Steuerzahler in der
Finanzkrise nicht braucht. Das macht ihn zum Buh-
mann in Berlin – und zum Helden in seiner Bank.
Doch ohne den staatlichen Schutzschirm für die
Banken käme auch sein Institut in Bedrängnis.
Ackermann
Brüssel und die Bodyscanner
Seite 30
Mit einem Machtwort hat Innenminis-
ter Schäuble den Nacktscan-Plänen der
EU eine Absage erteilt. Dabei hatte
Deutschland die umstrittene Sicherheits-
technik an den Flughäfen seit langem
gefördert – wie auch andere Projekte
für eine Aufrüstung Europas zur Hoch-
sicherheitszone. Eine Wende in der Ber-
liner Anti-Terror-Politik?
Ganzkörperscanner, Scannerbild
Google-Gegner formieren sich Seite 76
Das amerikanische Internet-Impe-
rium Google hat sich als virtuelle
Weltmacht etabliert. Der Konzern
bietet seine Dienste kostenlos an –
sammelt dabei allerdings gierig In-
formationen über seine Kunden.
Datenschützer sorgen sich um den
Schutz der Privatsphäre im Inter-
net-Zeitalter – und formieren sich
allmählich zum Widerstand.
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der spiegel
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Särge der deutschen Fallschirmjäger (in Zweibrücken)
Afghanistan: Protokoll eines Attentats .............. 130
Was es bedeutet, wenn die Bundesregierung den
Krieg auch Krieg nennen würde .......................... 132
Irak: Die Flucht der Christen aus Mossul ............ 134
Österreich: Jörg Haider und die Buberln ............ 136
Global Village: Die Rache des Herrn Rothschild ... 138
Sport
Szene: Medienmanager Werner Klatten über
seinen neuen Job als Chef der Sporthilfe / Fußball-
Bundesliga live im Internet – und umsonst .......... 139
Tennis: Missbrauchsskandal in Frankreich .......... 140
Fußball: Beziehungskrise zwischen Bundestrainer
Joachim Löw und Kapitän Michael Ballack ......... 144
Wissenschaft · Technik
Prisma: Lebensgefahr durch alte Blutkonserven /
Alkoholtests per Computerspiel ........................... 146
Archäologie: Was Martin Luthers Hausmüll
über das Leben des Reformators verrät ............... 148
Tierzucht: Dressierte Fische – die neuesten
Tricks der Aquafarmer ......................................... 152
Wahlen: Der Einsatz von Computern
beschäftigt das Bundesverfassungsgericht ............. 154
Medizin: Berliner Abgeordnete streiten über
die Gültigkeit von Patientenverfügungen ............ 156
Interview mit Bundesjustizministerin Zypries
über einen selbstbestimmten Tod ........................ 157
Katastrophen: Warum ging die „Titanic“
wirklich unter? .................................................... 158
Kultur
Szene: Die Tragödie „Eine Familie“ des
US-Dramatikers Tracy Letts / Der Unternehmer
Matthias Koch über sein Konzept für den
von ihm erworbenen Berliner Aufbau-Verlag ...... 160
Autoren: Exklusives Dokument einer
engagierten Zeitgenossenschaft –
der Briefnachlass Norman Mailers ....................... 162
Zeitgeist: Wie die Finanzkrise totalitäre
Sehnsüchte weckt ................................................ 166
Bestseller .......................................................... 167
Literatur: Die „Eragon“-Saga des
Fantasy-Autors Christopher Paolini ..................... 168
Kirche: SPIEGEL-Gespräch mit Erzbischof
Reinhard Marx über Karl Marx und das Ende
des Turbokapitalismus ......................................... 170
Kino: In „Waltz with Bashir“ erinnert sich
der israelische Regisseur Ari Folman an den
Libanon-Krieg ...................................................... 174
Essay: Der Historiker Herfried Münkler über
den verdrängten Krieg in Afghanistan ................. 176
Nahaufnahme: Theater-Star Susanne Wolff
glänzt jetzt auch im Film ...................................... 178
Die Bundeswehr soll „Stärke zeigen“ Seiten 130, 132
Die Taliban sind auf dem Vormarsch im bislang eher ruhigen Norden Afghanistans.
Nahe Kunduz starben auch zwei deutsche Soldaten. Nun müsse die Bundeswehr han-
deln und „Stärke zeigen“, fordert der lokale afghanische Geheimdienstchef Abdulmajid
Azimi. Doch das Afghanistan-Mandat sieht nicht vor, dass ein „Krieg“ geführt wird.
Petzner, Haider
Die Tränen des Kronprinzen S. 136
Treueschwüre für einen Toten. Die Bekenntnisse des
Stefan Petzner konfrontieren Österreich mit der Frage:
War BZÖ-Chef Jörg Haider schwul? Vielleicht spielte er
nur mit homoerotischen Gesten. Sein politischer Zieh-
sohn, der einstige Kronprinz, aber weint um ihn – und
gefährdet seine Karriere.
Die dressierten Fische
Seite 152
Forscher entwickeln die Aquafarmen
der Zukunft: Getestet werden etwa
fahrbare Fischkäfige, die mit Zucht-
tieren bestückt über das offene Meer
treiben. Auch die Dressur von Fischen
gehört zu den neuen Fangmethoden –
Meeresbiologen ist es bereits gelun-
gen, Karpfen, Barsche und Forellen so
abzurichten, dass sie auf Kommando
in die Netze gehen.
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 180
Register .............................................................. 182
Personalien ........................................................ 184
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 186
Titelbild: Illustration Jean-Pierre Kunkel für den SPIEGEL
Aquafarm mit Goldbrassen
Mailers Provokationen Seite 162
Rund 60 Jahre lang hat sich der große amerikanische
Schriftsteller Norman Mailer (1923 bis 2007) unermüdlich
in die Geschicke seines Landes eingemischt. In seiner
politischen Korrespondenz, vom SPIEGEL nun exklusiv
in Auszügen auf Deutsch präsentiert, erweist er sich als
provokanter, kluger und charmanter Zeitgenosse.
Stilsicher
Schauspieler Matthew Goode
ist der Typ des neuen Gentle-
man. Außerdem im Kultur-
SPIEGEL: Das Kinderthea-
ter wird entrümpelt; der Phi-
losoph Andreas Urs Sommer
über reale und virtuelle Werte.
Mailer, Jackie Kennedy Onassis (1978)
der spiegel
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Briefe
„Das Ende der Gemütlichkeit
ist im unteren Drittel unserer
Gesellschaft längst alltägliche
Realität. Jetzt aber kommen
die Einschläge näher und
bedrohen die Gemütlichkeit
des mittleren Drittels.“
Angesichts der Krisen und Katastrophen,
die wir permanent produzieren, sollte sich
doch jeder Mensch einmal grundsätzliche
Fragen stellen. Kann denn menschliche
Gier überhaupt Aussicht auf Erfolg haben?
Ist sie nicht von vornherein zum Scheitern
verurteilt? Evolutionär klug handeln wir
jedenfalls nicht. Wer nur ein bisschen tie-
fer nachdenkt, wird darauf kommen, dass
wir Menschen nur dann uns selbst und
unsere Lebensgrundlagen nicht gefährden,
wenn wir materiell bescheiden werden.
Tangermünde (Sachs.-Anh.) Manfred Reichelt
SPIEGEL ONLINE Forum
Klaus Wörsdörfer aus Berlin zum Titel
„Das Ende der Gemütlichkeit – Was auf die Deutschen (noch) zukommt“
SPIEGEL-Titel 43/2008
Nachdem das Raubtier Kapitalismus die
Schafe gerissen hat, wird ihm jetzt unser
Tafelsilber angeboten.
Weeze (Nrdrh.-Westf.)
Lust am Untergang
Nr. 43/2008, Titel: Das Ende der Gemütlichkeit –
Was auf die Deutschen (noch) zukommt
doch langweilig, es ist nichts Neues, es geht
irgendwie weiter so.
Niederschindmaas (Sachsen) Peter Schönhoff
Hans-Robert Lutz
Was uns Angst machen sollte, das ist die
vereinte Kraft des global agierenden Kapi-
tals auf der einen Seite und die Hilflosig-
keit der vielen Einzelstaaten auf der ande-
ren Seite. Wir haben keine global gelten-
den Gesetze, womit man das Kapital im
Sinne einer ethischen und ökologischen
Weltentwicklung vernünftig steuern könn-
te. Und diese weltweiten Gesetze werden
auch nicht kommen können, wenn man
diese seit Jahrzehnten gepflegte Phobie
vor einer vermeintlichen Sozialisierung
nicht endlich mal überwindet.
Heinsberg (Nrdrh.-Westf.) Karl-Heinz Jansing
SPIEGEL ONLINE Forum
Die Völker der Erde brauchen keine Glo-
balisierung, keine multinationalen Kon-
zerne, keinen ungehinderten Geld- und
Warenfluss – den brauchen nur die Profi-
Die Zeit der Gemütlichkeit war für den
Bürger schon lange vorbei. Ihn lässt man
ungeniert für die Fehler der Verantwort-
lichen bezahlen. Banker, Lobbyisten und
die Politiker selbst haben sich davon stets
ausgenommen und werden es auch weiter-
hin tun. Da macht es auch nichts, wenn
die Bildung zu kurz kommt, weil das Geld
für das Rettungspaket benötigt wird.
Lübeck
Sonja Grunwald
Die aktuelle wirtschaftliche Großwetter-
lage bietet ideale Bedingungen für den
deutschen Seelenhaushalt: die Lust am
katastrophischen Untergang. Doch auch
wer dem deutschen Michel sein schwarz-
rot-goldenes Ruhekissen wegzieht, wird
eine Industrienation weich auf ihr Wohl-
standssofa fallen sehen.
Zürich
Kanzlerin Merkel im Bundestag
Das Tafelsilber angeboten?
Jetzt wird wieder das Hohelied der sozia-
len Marktwirtschaft gesungen. Natürlich ist
sie besser als ein entfesselter Finanzkapita-
lismus. Aber auch sie ist ein Wachstums-
modell. Wachstum der Geldwirtschaft aber
verbessert unser Leben nicht mehr, son-
dern verschlechtert es. Bisher hat es die
Menschheit immer geschafft, in schwieri-
gen Situationen eine Lösung zu finden. Es
war immer mit der Befreiung von etwas
verbunden. Jetzt geht es um die Befreiung
von der Herrschaft des Geldes über uns.
Ahlerstedt (Nieders.)
Helge F. Jani
teure dieses Konstrukts. Die Menschen
brauchen eine raumorientierte Volkswirt-
schaft, die sich an den natürlichen Be-
dingungen der einzelnen Länder und
den Bedürfnissen der einzelnen Völker
ausrichtet. Das Geld sollte lediglich den
Handel zwischen Produzenten und Kon-
sumenten erleichtern und nicht selbst zum
Handelsobjekt werden. Wie kann es sein,
dass die geltenden Gesetze Spekulationen
mit Volksvermögen zulassen? Für Spieler
gibt es Spielbanken und Casinos, in einer
Bank haben diese nichts verloren.
Alkersleben (Thüringen) Olaf Neubauer
SPIEGEL ONLINE Forum
Immer wieder erscheint einem das
berühmte Victory-Zeichen des Herrn
Ackermann vor Augen, das nicht mehr
nur als Symbol für an Zynismus grenzen-
de Banker-Arroganz zu bewerten ist, son-
dern es kann jedem ehrlichen Bürger die-
ses Staates mittlerweile berechtigte Angst
vor der Zukunft machen.
Mönchengladbach
Fritz Tiemann
Gregor Ortmeyer
Ohne die Rückkehr des Vertrauens der
Banken untereinander und der Kunden zu
den Banken werden die Maßnahmen der
Notenbanken und Regierungen verpuffen.
Um es mit John M. Keynes und Karl Schil-
ler zu sagen: „Man kann die Pferde zur
Es wird nicht mehr nach dem Schuldigen
gesucht, weil die Zeit zu knapp ist: Die
Brandstifter lässt man laufen, weil das
Haus gelöscht werden muss. In solchen
Momenten wird die kollektive Verantwor-
tung von dem Staat angefordert.
Bassum (Nieders.)
Wolfgang Reinert
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
• Titel Wie können die Amerikaner nach Bush das
Ansehen der USA in der Welt wiederherstellen?
www.spiegel.de/forum/Bush
• Bundeswehr Befindet sich die Bundeswehr in Afghani-
stan im Krieg? www.spiegel.de/forum/Afghanistan
• Finanzkrise Wie viel Staat braucht die Wirtschaft?
www.spiegel.de/forum/Staatshilfe
Die Selbstheilungskräfte des Marktes ha-
ben nicht versagt, man hat sie nur nicht
gelassen. Hätte man, wäre in ganz kurzer
Zeit die halbe Menschheit hopsgegangen,
und die Überlebenden hätten wieder be-
gonnen, Mehrwert zu erarbeiten und das
Rad zu erfinden und Jesus und das Fern-
sehen und irgendwann Derivate. Jetzt ist es
6
der spiegel
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin