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Die Brände in Russland könnten radioaktives Material aufwirbeln.

 

Eventuell strahlende Wolken ziehen Richtung Ostsee

 

Durch die Wald- und Torfbrände in Westrussland eventuell aufgewirbelte radioaktive Partikel werden in den kommenden Tagen durch den Wind voraussichtlich nach Nordwesten in Richtung Osteuropa, Baltikum und Südschweden getrieben.

 

Das teilte ein Sprecher des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Offenbach bei Frankfurt am Main mit. "Nach Deutschland werden bis zum Samstag keine Emissionen kommen", sagte er. Weiter reichten die Wetterprognosen noch nicht.

 

Der DWD berechnet im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) und des Bundesinnenministeriums schon seit Tagen die Ausbreitung der Rauchwolken über Russland. Diese werden nach Angaben des Sprechers zurzeit nach Norden und Nordosten in Richtung Sibirien gedrückt. Nach der neuen Berechnung, die bis zum Wochenende reicht, wird ein Teil des Rauchs im westlichen Russland durch nordwestliche Luftströmungen in den nächsten Tagen zudem in den osteuropäischen Raum und die Ostseeregion gelangen.

 

Russische Behörden hatten eingeräumt, dass die seit Wochen anhaltenden verheerenden Brände entgegen früheren Berichten doch die von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl betroffenen Gebiete im Westen des Landes erreicht haben. Es handelt sich um die Region Brjansk, die an die Ukraine und Weißrussland grenzt. Diese wurde im April 1986 durch die radioaktive Wolke aus dem Atommeiler Tschernobyl erheblich verseucht. Das Katastrophenschutzministerium in Moskau hatte vergangene Woche davor gewarnt, dass mit dem Rauch der dort brennenden Wälder radioaktive Partikel aufsteigen könnten.

 

Auch Brände in radioaktiv verseuchten Gebieten

 

Moskau (dpa) - Die radioaktive Gefahr durch die schwersten Waldbrände der russischen Geschichte ist wohl doch schlimmer als bisher von den Behörden eingeräumt.

 

Dass es in den von der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 verseuchten Gebieten mehr gebrannt hat als bisher offiziell zugegeben, bestätigte am Mittwoch die Waldschutzbehörde. Allein in den Wäldern des stark kontaminierten Gebiets Brjansk habe es 28 Brände gegeben. Diese seien aber inzwischen gelöscht.

 

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte die Behörden aufgefordert, die Wahrheit über das Ausmaß der Strahlengefahr zu sagen. "Die Situation ist schwierig, aber stabil und kontrollierbar", sagte der Leiter der Forstverwaltung von Brjansk, Wladimir Kotenkow, nach Angaben der Agentur Interfax. Im Moment gebe es keine neuen Brandherde. Experten warnen aber davor, dass die Feuer und Winde sowie die Löscharbeiten verstrahlte Partikel aufwirbeln könnten.

 

"Unter besonderen Bedingungen bei starkem Wind können die Partikel bis nach Moskau und Osteuropa fliegen", sagte der Ökologe Alexej Jablokow von der russischen Akademie der Wissenschaften. Eine Ausbreitung von Hunderten Kilometern sei in einem solchen Fall nachweisbar. Meteorologen wiesen darauf hin, dass die Wetterlage ruhig sei. In Moskau waren nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen, die sich mit radioaktiven Messungen befassen, keine erhöhten Werte festzustellen.

Allein im Gebiet Brjansk hatten Brände auf einer Fläche von 269 Hektar gewütet. In der Region nahe der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine sind die Menschen wegen des mangelnden Informationsflusses seit Tagen besorgt um ihre Gesundheit. "Es gibt Karten, auf denen die radioaktive Verschmutzung zu sehen ist, und es gibt Karten, auf denen die Feuer zu sehen sind. Wenn man diese Karten aufeinanderlegt, wird jedem klar, dass es in radioaktiven Gebieten brennt", teilte die Waldschutzbehörde mit. Sie bestätigte damit Angaben von Greenpeace, nach denen die Lage Besorgnis erregend sei.

 

Auch in anderen Regionen mit radioaktiver Strahlung habe es gebrannt, etwa in der Gegend von Tscheljabinsk am Ural, räumte die Behörde ein. Dort befinden sich mehrere Atomanlagen. Russlands oberster Amtsarzt Gennadi Onischtschenko sowie die lokale Zivilschutzbehörde hatten noch am Dienstag behauptet, es gebe keine Feuer im Raum Brjansk. Zuvor hatte bereits Greenpeace von Dutzenden Bränden in radioaktiv verseuchten Gegenden gesprochen.

 

Die Aktivisten warfen den Behörden vor, die Bevölkerung über die radioaktive Gefahr im Unklaren zu lassen. Das russische Zivilschutzministerium kündigte nun an, erneut Sondereinsätze mit Löschflugzeugen zu fliegen - unter anderem auch um die Atomanlagen in Sarow im Gebiet Nischni Nowgorod und Sneschinsk im Gebiet Tscheljabinsk am Ural.

 

Die Rettungskräfte bekommen die verheerenden Waldbrände auch nach Wochen nicht in den Griff. Innerhalb eines Tages seien 290 neue Feuer ausgebrochen, teilte das Zivilschutzministerium in Moskau mit. Allerdings seien auch mehr als 300 Brände gelöscht worden. Die Rekordhitze mit Temperaturen weit über 30 Grad dauert schon seit mehr als zwei Monaten an, ohne dass es wesentlich geregnet hätte.

 

In Moskau entspannte sich die Lage, der giftige Qualm von den Torfbränden rund um die Metropole verzog sich vorerst. Allerdings lodern noch immer zahlreiche Feuer in der Nähe der Hauptstadt. Meteorologen sagten voraus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen erneut verschlimmern könnte. Das US-Außenministerium warnte angesichts der Wald- und Torfbrände vor Reisen nach Russland. Mitarbeitern der US-Botschaft in Moskau, die nicht unbedingt gebraucht werden, und ihren Familien sei die Abreise erlaubt worden, teilte das Außenministerium in Washington mit.

 

Giftiger Qualm in Moskau stärker

 

Moskau (dpa) - Der giftige Qualm in Moskau wird immer dichter, und die Waldbrände in Russland breiten sich trotz internationaler Hilfe weiter aus. Allein in den vergangenen 24 Stunden brachen nach Angaben des Zivilschutzministeriums mehr als 300 neue Brände aus.

 

Die meisten seien rasch gelöscht worden, teilte die Behörde am Samstag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Dennoch loderten landesweit weiterhin etwa 840 Wald- und Torfbrände. In der Hauptstadt sank die Sichtweite wegen des Rauchs der Torfbrände in der Umgebung stellenweise auf unter 50 Meter. Die Schadstoffbelastung der Luft stieg auf weit mehr als das Sechsfache des normalen Wertes. Die Feuer sollten nun rund um die Uhr bekämpft werden, sagte Vize-Zivilschutzminister Alexander Tschuprijan. Bislang seien die Brände nachts lediglich kontrolliert worden.

 

Die Bundesregierung kündigte unterdessen an, 100 000 Atemschutzmasken nach Moskau zu schicken. Zudem stelle Deutschland Schläuche, Pumpen, Motoraggregate und weiteres Gerät zur Verfügung, teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit. Das russische Zivilschutzministerium habe um entsprechende Unterstützung ersucht. Berlin hatte Moskau wiederholt Hilfe angeboten.

 

Das Innenministerium dementierte jedoch, dass auch deutsche Helfer in Moskau eingetroffen seien. Das hatte Interfax unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des Zivilschutzministeriums gemeldet. Nach offiziellen russischen Angaben sind unter anderem Rettungskräfte aus Italien, Polen und Bulgarien im Einsatz gegen die Feuerwalze.

 

Nach offiziellen Angaben starben bislang mehr als 50 Menschen infolge der Wald- und Torfbrände. Hunderte Verletzte liegen in Krankenhäusern, Tausende sind auf der Flucht vor den Flammen. Russische Hilfsorganisationen schätzen, dass die Zahl der Toten weit höher liegt. Kremlchef Dmitri Medwedew spendete aus eigener Tasche knapp 9000 Euro für die Brandopfer. Hohe Beamte sollten sich daran ein Beispiel nehmen, sagte Medwedews Sprecherin Natalia Timakowa.

 

Ärzte in Moskau warnten vor erheblichen gesundheitlichen Problemen. Hunderte Menschen ließen sich wegen Beschwerden in Kliniken behandeln. Der Rauch drang auch in die bis zu 85 Meter tiefen Schächte der weltberühmten Metro.

 

Einfache Atemschutzmasken seien keine Hilfe, warnte der Moskauer Experte Leonid Lasebnik. Die Bevölkerung wurde daher aufgerufen, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben oder gleich die Stadt zu verlassen. Auf den internationalen Flughäfen kam es wegen der schlechten Sicht zu langen Verspätungen, mehrere Flüge wurden in andere Städte umgeleitet. Der Smog werde nicht vor Mittwoch kommender Woche abziehen, sagten Meteorologen.

 

Auf dem Gelände des atomaren Forschungszentrums in Sarow rund 400 Kilometer östlich von Moskau konnte in der Nacht ein Brand gelöscht werden. Landesweit kämpften Hunderttausende Feuerwehrleute, Soldaten und Freiwillige mit teils primitiven Mitteln gegen die verheerende Feuersbrunst. Dicker Rauch behinderte die Löscharbeiten aus der Luft. Russland erlebt derzeit eine Jahrhundert-Dürre und eine Rekord-Hitze mit Temperaturen um 40 Grad.

 

Die USA, Großbritannien und Frankreich rieten von nicht notwendigen Reisen nach Moskau und in die Waldbrandgebiete ab. Am Vortag hatte bereits das Auswärtige Amt einen entsprechenden Sicherheitshinweis veröffentlicht. Vor allem chronisch Kranke, ältere Menschen sowie Kinder sollten die betroffenen Regionen meiden. Russlands oberster Amtsarzt Gennadi Onischtschenko kritisierte die Reisewarnungen als "unfreundlichen Akt".

 

 

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