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Transkript zur DVD Band 1 


© Langenscheidt KG 2007. Vervielfältigung zu Unterrichtszwecken gestattet. -1 



Kapitel 1 

Off: 
Der jüngste deutsche Sternekoch ist weiblich und heißt Sybille Milde. Die 29-Jährige ist 
Küchenchefin in einem Nobelrestaurant bei Frankfurt und schwanger. 


Sybille Milde: 
Geschickt unter den Bauch manövriert. 


Off: 
Mit der Schwangerschaft könnte ihre Karriere bald zu Ende sein. 


Sybille Milde: 
Ich bin jetzt in der Lage, in der schwierigen Lage, ich bekomm’ jetzt ein Kind und ich muss 
Familie und Beruf irgendwie unter einen Hut bekommen und auch so unter den Hut 
bekommen, dass ich noch am Ball bleibe. 


Der Guschtl muss das so hinstellen, dass es hält. 


Gustl: 
In Ordnung, Chefin. 


((…)) 


Off: 
Noch hat sie das Sagen und die überwiegend männlichen Kollegen tun, was die Chefin 
verlangt. Beruflich wie privat hat Sybille klare Vorstellungen. 


Sybille Milde: 
Mein Traum sind fünf Kinder. Und ich wollte immer schon viele Kinder haben. Und jetzt 
geht’s los und, ähm, ich hoffe, ich … ich schaff’ das. 
Kochen war für mich nie ’n Thema. Ich wollt’ nie Köchin werden, das war, mh, da dran hab’ 
ich nich gedacht. Und dann hatte ich, in der, ich glaub’ in der achten Klasse muss man, 
musste man damals, so ’n Schülerpraktikum machen, so zwei Wochen. Und zu der Zeit waren 
die ganzen großen Jungs, die haben im Hotel gearbeitet. Und dann hab’ ich halt ’n Praktikum 
im Hotel gemacht und darunter musste man auch eine Woche in die Küche gehen. Und die 
Küche war ja toll. Also, da waren nur Männer und die waren direkt. 


Off: 
Spitzengastronomie ist Männersache, das gilt auch heute noch. 


Sybille Milde: 
Es war…, Männer, gut, das ist gut. Also nicht, weil’s einfach das männliche Geschlecht ist, 
sondern weil’s einfach direkt, ehrlich und offen und es war einfach, es hat mir gefallen, ich 
hab’ mich da drin wohl gefühlt. Und das hab’ ich bis heute nicht bereut. Also, es ist toll. 


Off: 
Sybille hat sich durchgesetzt in einer Männerwelt und sie hat es weit gebracht. 


Sybille Milde: 
Ja, also, ich hab’ ja immer mal so alles gesammelt, was so in den ganzen Magazinen so da 
war. Ich hab’ ja ’n riesen Haufen. Und angefangen hab’ ich mit, äh, „Mein Stern 2005“. Bei 


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den ersten, äh, Presseartikeln, da war ich noch ganz aufgeregt, da habe ich dann auch hier so 
’n kleines Heftchen angelegt, noch ganz dünn und zaghaft. Mittlerweile sind es ja hier Massen 
an Zeitschriften und ganz stolz bin ich so auf den allerersten Artikel, den’s über mich so gab, 
so groß, das war in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das war 2001. Da habe ich äh, bei 
der Chaîne des Rôtisseurs in der deutschen Meisterschaft mitgekocht und, ähm, da waren 
sonst nur Männer. Ich war auch das einzige Mädel, hab’ da auch den dritten Platz gemacht. 
Und so ’ne ganze Seite in der FAZ, das ist schon, also, …war ich schon baff, und auch 
irgendwie schon ’n bisschen stolz, dass ich, ooh … in so ’ner großen Zeitung. Also, da war 
ich, war ich, noch gar nicht in aller Munde, da hab’ ich nur so ’n paar Wettbewerbe gemacht 
und war eigentlich noch ’n kleiner Hase. 
Was ich auch ganz witzig fand, war hier, es gibt so ’ne Zeitung „Deutschland“, die wird dann 
weltweit vertrieben, in den jeweiligen Sprachen. Und das ist auch, find’ ich auch, ’n recht 
schönes Foto. Und da war ich halt mit ganz vielen anderen berühmten Köchen zusammen. 
Und das witzige ist, ich steh’ hier ganz vorne als allererstes und der Koch Deutschlands, 
Harald Wohlfahrt, steht hier als allerletzter. Na ja, ladies first, sagt man ja immer so schön. 


Off: 
Erfolg macht auch neidisch. Andreas Eggenwirth liebt Sybilles Kochkünste und kennt sich 
aus in der Gastronomieszene. Er weiß, wovon er spricht. 


A. Eggenwirth: 
Man bewegt sich als Frau in einer absoluten Männerwelt, einer Domäne. Und so is’ es der 
Frau Milde auch gegangen. Die kommt als Sterneköchin hier in diesen Frankfurter Raum auf 
einmal ans Tageslicht und keiner kennt sie. Ja, die sind erst mal alle über sie hergefallen. Wer 
ist denn Frau Milde, was will denn Frau Milde hier bei uns? Die hat doch noch nie etwas 
geleistet, so ungefähr. Da sind Bemerkungen gefallen, die, kann ich nur sagen, die 
vollkommen daneben waren. Das passte einfach nicht. 
Off: 
Heute steht Sybille nicht in der Küche. Gemeinsam mit Freund Daniel genießt sie ihren freien 
Tag. 


Sybille Milde: 
Sag mal, honey, wie sieht das eigentlich mal aus mit Essen? 


Daniel: 
Ja. 


Sybille Milde: 
Ja. 


Daniel: 
Kömma machen. 


Sybille Milde: 
Ja, dann lass uns doch was bei der Trattetoria bestellen. 


Daniel: 
Ja, gut. … Mamfi. 


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Off: 
Auch Daniel ist Koch. Aber ihre Küche bleibt heute kalt. Schließlich haben beide Freizeit. Im 
Juli erwartet Sybille ihr erstes Kind. 


Sybille Milde: 
Wenn ich gleich daran geh’ und sag’, oh Mann, mit der Kohle, wie schaffen wir das, können 
wir überhaupt noch, ist das noch möglich, sollen wir? – Dann würd’ keiner Kinder kriegen. 
Dann würd’ heutzutage niemand mehr Kinder kriegen. Die Menschheit würd’ aussterben, und 
des war’s. Und warum sollen wir jetzt, also, nur wenn jetzt ein Gehalt wegfällt, keine Kinder? 
Also, das, das stand irgendwie nie zur Frage. 


Daniel: 
Nö, ((Sybille: Gell?)) stand wirklich nie zur Frage. Außerdem muss man ja irgendwie die 
Wirtschaft ankurbeln, damit andere auch Geld verdienen. 


Off: 
Trotz eines möglichen Karriereknicks, Sybille freut sich auf ihr Wunschkind. 


Sybille Milde: 
Man sagte zwar zu mir, warte doch noch ein Jahr. Und dann sagt man im nächsten Jahr, sagt 
man wieder zu mir, ach warte doch ein Jahr, das läuft doch grad so gut. Ach jetzt warte doch 
noch mal ’n Jahr. Und dann hab’ ich zehn Jahre gewartet und dann bin ich alt und grau und 
lauf an Krücken und hab’ dann doch nich’ meine fünf Kinder gekriegt. Das war immer so 
was, das wollt’ ich nicht. Also das stand immer an erster Stelle. 
Karriere kann ganz schnell vorbei sein und Familie bleibt für ewig. 


Off: 
Restaurantinhaber Thomas Hessler bedauert die Entscheidung seiner Frontfrau. 


T. Hessler: 
Ich würd’ ma sagen, sie wirft da einiges weg. Für den Moment. Vielleicht geht’s ma 
irgendwie bei ihr weiter, des weiß man ja noch nicht. Aber so wie ich das sehe, kommt 
vielleicht noch ’n zweites Baby, man weiß es nich’, ja. Sie hätte noch ’n bisschen warten 
können. Mit 33 oder 34 ist es ja heute auch üblich, dass Frauen Kinder kriegen. Aber es ist 
wirklich ihre Entscheidung und ich hab’s akzeptiert und ich lebe auch damit inzwischen. 
Reporterin: 
Aber es ist für sie doch ’n Karriereknick oder wie sehen Sie das? 


T. Hessler: 
Also, für sie auf jeden Fall, ja, auf jeden Fall, denke ich, ja. Weil sie hat die Basis nicht mehr, 
sie hat die Basis nur, das Medieninteresse hat sie nur und den Erfolg, wenn sie irgendwo am 
Herd steht. Und wenn sie zu Hause Kinder wickelt, ist es wohl nicht mehr interessant. Das ist 
ihr Problem jetzt. 
Sybille Milde: 
Zweimal … Oh, warte mal, … Moment Frau Simon, hier hat einer versucht, Teller zu putzen. 


Off: 
In drei Monaten erwartet Sybille ihr Baby und wer ihren Job übernehmen wird, steht auch 
schon fest. Diesmal soll es ein Mann sein. 


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Gast 1: 
Aber das hat also praktisch alles wunderbar geschmeckt. 


Sybille Milde: 
Sehr schön, das freut mich. 


Gast 1: 
Echte Glanzleistung. 


Sybille Milde: 
Gut, super, danke. Danke für das Lob. Ich wünsche Ihnen noch ’n schönen Abend. 


Off: 
Doch bis dahin genießt sie als Sterneköchin noch jedes Kompliment. 


Sybille Milde: 
Hier schmeckt’s noch. Sie gucken so über ihre Brille. 


Gast 2: 
Um das Essen zu schmecken, brauch’ ich keine Brille. 
Es war fantastisch. Vielen Dank 


Sybille Milde: 
Danke. Schön … Das freut mich. 


Gast 2: 
Wunderbar. ((…)) perfekte Abstimmung von Speisen und Wein. 


Sybille Milde: 
Sehr schön. 


Gast 2: 
Sehr schön. 


Sybille Milde: 
Sehr schön. Geb’ ich auch weiter an den Sommelier. Dann noch viel Spaß. 


Kapitel 2 

Robert Zeisig: 
Meine Mama steht eigentlich fast extra zwanzig Minuten oder ’ne halbe Stunde früher auf, 
um mir in der Früh meine Brotzeit zu machen. Sie nimmt nicht nur meine Wurst her, sondern 
ihre Sachen, also kostet mich das eigentlich überhaupt nichts. Ich weiß es nicht, warum sie’s 
macht, aber sie macht’s und des ist doch verdammt schön, eigentlich. 


((Küchenszene Robert und seine Mutter)) 
Robert: Gut’n Morgen Mama. 


Mutter: Morgen. 


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Robert: Ach, du hast mir schon eine Brotzeit hergerichtet, super. Mama, ich hab’ verschlafen, 
ich muss fahren. Bis heute Abend. 

Off: 
Robert Zeisig ist 32 Jahre alt und genauso lange wohnt er schon Zuhause. Mutter Evi ist eine 
gute Köchin, ihre Rouladen sind ein Traum. Vater Reinhold kümmert sich um Haus und Hof 

– warum sich von den Eltern trennen? 
Robert ((im Lastwagen)): 
Man kommt heim, Essen ist fertig am Tisch. Meine Mutter macht viel in meiner Wohnung, 
putzt, mein Bett is immer gemacht. Wenn’s … zum Waschen gehört, des macht alles meine 
Mutter. Das ist einfach von der Arbeit nach Hause kommen und eigentlich Feierabend. 


((Küchenszene Robert und seine Mutter)) 
Mutter ((mit Kontoauszügen in der Hand)): Auto-Steuer und Versicherung … 


Off: 
Mama Evi kennt eben die Schwächen ihres Sohnes. Sie weiß, was gut ist für den 32-Jährigen 
un...
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