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2002_10_1234
1 © Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG
2002 ¥ 10 ∂
Tagespflegezentrum in Kamigyo
Day-Care Centre in Kamigyo
Architekt:
Toshiaki Kawai, Kioto
Mitarbeiter:
Teruko Shinmei
Tragwerksplaner:
T.I.S & Partners, Kioto
Tatami-Raum
Tatami room
Photo: Christian Schittich, München
Das Tagespflegezentrum für alte Menschen
liegt in einem alten Stadtviertel von Kioto,
Kamigyo, an einer schmalen Straße mit tra-
ditionellen japanischen Holzwohnhäusern.
Der Neubau nutzt eine Lücke und schiebt
sich wie ein Keil zwischen die alte Struktur.
Zur Straße hin wird nur ein schmaler weiß
verputzter Baukörper sichtbar, der durch
seine Schrägstellung vor sich einen kleinen
Platz bildet. Von hier aus führt der Weg
ins Innere des Gebäudes: Das hölzerne
Schiebetor, das an die Formensprache
alter Teehäuser angelehnt ist, öffnet sich zu
einem weiteren Vorhof. Dieser Raum, der
mit großen Kieselsteinen ausgelegt und
nach oben hin offen ist, gibt den Zutritt zum
ebenerdigen Hauptraum frei und umschließt
die erste Treppe des Gebäudes. Die nächste
Treppe, die oberhalb eines Glasstreifens im
Fußboden vom ersten Obergeschoss auf
die Dachterrasse führt, zoniert den mittleren
Teil des Neubaus. Ein dritter Treppenraum
spannt sich zwischen zwei historische Gie-
belwände und schließt den Bewegungs-
kreislauf des Gebäudes. Wie von hier bieten
sich auch von der Dachterrasse und den
beiden Hauptgeschossen aus Ausblicke auf
die zahlreichen prägnanten Ziegeldächer
der nahen Nachbarschaft. Hinter einer zwei-
geschossigen Glasfassade, die die räumli-
che Verbindung zum grünen Innenhof her-
stellt, werden tagsüber alte, gebrechliche
Menschen betreut, die gemäß der Tradition
auf Reisstrohmatten, »Tatamis«, direkt auf
den Holzfußböden ruhen. Die Nähe zu alten
japanischen Gebäuden wird auch im Neu-
bau spürbar. Einige traditionelle Elemente
stehen in harmonischem Kontrast zu Sicht-
beton und Stahl-Glasfassaden: Auf dem
Dach befinden sich zwei Teezeremonieräu-
me, die außen mit Metallplatten verkleidet
und innen mit den typischen Tatamimatten
belegt und mit Lehm verputzt sind. In den
Haupträumen, deren Rückgrat eine gänzlich
geschlossene Sichtbetonwand und die
schwarz lackierte Stahltreppe bilden, sind
die Decken mit Bambusmatten und hinter-
leuchtetem Japanpapier abgehängt.
Situated in an old quarter of Kyoto with tradi-
tional houses, this new day-care centre for
the elderly was inserted in a gap in the exist-
ing urban fabric. All one sees from the street
is a narrow white volume. Behind the semi-
transparent wood entrance gate is an open
space that affords access to the various levels
of the building. The ground floor establishes a
spatial link with the old single-storey courtyard
buildings that were traditionally used as tea
houses and which now contain sanitary facili-
ties. The main space on the ground floor
opens on to the courtyard. From many points,
one has views of the historical timber houses
in the neighbourhood, framed by the fair-
faced concrete walls of the new development.
aa
Traditional elements are also to be found in
the new structure. On the roof, for example,
there are two rooms for the tea ceremony.
They are laid out with tatami mats and have
loam-rendered walls. Bamboo matting and
Japanese paper were used in the construc-
tion of suspended ceilings; and the entrance
courtyard is laid out with large pebbles. Tradi-
tional forms of construction are contrasted
with modern elements such as the three steel
staircases. Although they all speak the same
formal language, they are in different forms of
construction and serve as a means of orienta-
tion within the building. The careful specifica-
tion of materials allowed the creation of rooms
with quite different spatial qualities.
bb
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Tagespflegezentrum in Kamigyo
2
10
11 12
cc
Schnitte • Grundrisse
Maßstab 1:300
9
4
1 Vorhof,
ehemals Parkplatz
2 Eingangshof ohne
Überdachung
3 Betreuungsbereich
4 ehemalige
Teehäuser
(Bestand)
5 Bad
6 Innenhof
7 Aufenthaltsbereich/
Essen
8 Küche
9 Fußboden Glas
10 Dachterrasse
11 mizuya:
Teezeremonie
12 Tatami-Raum
8
7
9
4
c
b
b
2
3
Sections • Floor plans
scale 1:300
1
1 Forecourt
(former parking
space)
2 Open entrance
court
3 Care area
4 Former tea houses
5 Sanitary space
6 Courtyard
7 Lounge/
Dining area
8 Kitchen
9 Transparent-glass
floor area
10 Roof terrace
11 Mizuya: tea
ceremony
12 Tatami room
a
c
a
4
6
5
Details
12
13
11
14
14
15
Treppendetail Maßstab 1:10
Staircase detail scale 1:10
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3 Tagespflegezentrum in Kamigyo
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1 Dachdichtungsbahn auf
Sichtbeton WU 200 mm
2 VSG aus 2≈ ESG 8 mm
3 Flachstahl ¡ 60/9 mm, schwarz lackiert
4 Stahlprofil Å 125/60/6/8 mm
5 Bodenbelag Bambus 20 mm
6 Rost aus Western Red Cedar 2≈ 100/50 mm
Estrich wasserfest 250 mm
Stahlbeton 200 mm
7 Abdeckung Stahlblech
8 Abhängung: IPB 100,
Bambusmatten geflochten
9 Zypresse 20 mm auf Sperrholz 61 mm
Unterkonstruktion 400 mm
Bodenplatte Stahlbeton 300 m
10 Trittstufen Zypressenholz 20 mm
11 Stahlblech schwarz lackiert 9 mm
12 Flachstahl schwarz lackiert ¡ 38/9 mm
13 Edelstahlrost 19 mm
14 L-Stahl verschweißt mit 11
15 Stahlverankerung
1 roof sealing layer on
200 mm exposed waterproof concrete
2 lam. safety glass: 2≈ 8 mm toughened glass
3 60/9 mm steel flat, painted black
4 125/60/6/8 mm steel Å-section
5 20 mm bamboo flooring
6 100/50 mm western red cedar slats and bearers
250 mm waterproof concrete
200 mm reinforced concrete slab
7 sheet-steel covering
8 suspended soffit: steel Å-beams 100 mm deep
with woven bamboo matting
9 20 mm cypress boarding on 61 mm plywood
400 mm supporting structure
300 mm reinforced concrete floor slab
10 20 mm cypress tread
11 9 mm sheet steel, painted black
12 38/9 mm steel flat, painted black
13 19 mm stainless-steel grating
14 steel angle welded to 11
15 steel anchor
Schnitt Maßstab 1:50
Section scale 1:50
1
6
7
12
2
3
11
4
8
10
5
9
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1 © Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG
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Wohn- und Ateliergebäude in Sent
House and Studio Building in Sent
Architekt:
Rolf Furrer, Basel
Christof Rösch, Sent
Mitarbeiter:
Simon Hartmann, Andreas Hunkeler
Tragwerksplaner:
Andreas Zachmann, Basel
aa
Photo: Naas+Bisig, Basel
Von außen ist der Umbau des traditionellen
Bauernhauses im schweizerischen Sent so
gut wie nicht erkennbar. Der Wirtschaftsteil
des Gebäudes jedoch wurde völlig umge-
staltet. Nach dem Prinzip »Haus im Haus«
entstand hier ein dreistöckiger Einbau, in
dem sich zwei Ateliers und die Bäder befin-
den. Ein Künstler und ein Architekt entwi-
ckelten gemeinsam die überwiegend aus
Holz gefertigte Konstruktion, die auf Stahl-
stützen und Betonscheiben in den Altbau
eingestellt ist und einen deutlichen Abstand
zur Außenwand hält.
Der autonome Neubau schließt im Bereich
der Bäder an den alten Wohntrakt an. Er
durchstößt nur an einer Stelle die Fassade:
Ein erkennbar neues Atelierfenster mit Log-
gia weist auf die schmale Gasse hinter dem
Haus. Die neuen Oberlichter im Dach dage-
gen treten nach außen nur als unauffällige
Glasflächen in Erscheinung.
Die behutsame Umnutzung von ehemals
landwirtschaftlich genutzten Bauwerken ist
eine denkmalpflegerische Herausforderung,
die der Strukturwandel in vielen ländlichen
Regionen mit sich bringt. Die hier gewählte,
introvertierte bauliche Lösung bewahrt das
Erscheinungsbild des Hauses und erzeugt
die vom Künstler erwünschte kontemplative
Arbeitsatmosphäre. So bieten die Fenster-
öffnungen des Einbaus keinen direkten Aus-
blick, sie zeigen vielmehr bildhafte Aus-
schnitte der Altbau-Außenwand. Eines der
Fenster ist außen von den ornamentierten
Hölzern der historischen, luftdurchlässigen
Scheunenfassade überlagert, und hinter der
verglasten Südwand des Ateliers erscheint
die Innenansicht der Lochfassade wie eine
Kulisse. Dieser Eindruck wird am Abend
durch eine indirekte Beleuchtung verstärkt.
Über ein verschiebbares Treppenmöbel ge-
langt man von der Eingangsebene in das
Bildhauer-Atelier. Um den Materialtransport
im Haus zu erleichtern sind Deckenöffnun-
gen ausgespart, über die eine Verbindung
vom Keller bis ins Obergeschoss besteht.
Der Kellerraum dient als Lager und Werk-
statt des Künstlers.
Externally, the conversion of this traditional
Swiss farmhouse is scarcely visible. Internally,
however, the working areas were completely
redesigned in the form of a “house within a
house”. A new, independent, three-storey
structure was inserted in the existing building.
Constructed largely in timber and supported
by steel columns and concrete slabs, this
tract contains two studios and the sanitary fa-
cilities. Only at one point does it penetrate the
facade: where a new window with a loggia
was created overlooking a narrow lane at the
rear of the house.
In view of the structural changes taking place
in many rural areas, the conversion of former
agricultural buildings that are worthy of pres-
ervation poses a new challenge. The present
introverted solution retains the outward ap-
pearance of the old house, while creating the
contemplative working conditions required by
the artist in residence. The windows in the
new tract do not command extensive views,
for example, but frame sections of the old ex-
ternal walls; and one window is overlaid exter-
nally by the timbers of the historical facade.
The stage-like quality this evokes is enhanced
at night by the indirect lighting of the outer
wall. Access to the sculptor’s studio is via a
movable, furniture-like staircase element. To
facilitate the transport of materials within the
house, openings were formed in the floors,
creating a spatial link between the basement
and the upper storey.
a
a
4
1
5
Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:400
1
2
1 Wohnatelier
2 Holzdecke Einbau
3 Massivdecke (Bestand)
4 Eingangsebene
5 Luftraum
Bildhauer-Atelier
6 Werkstatt, Lager
3
Floor plans • Section scale 1:400
1 Studio flat
2 New timber floor
3 Existing solid floor
4 Entrance level
5 Void over
sculptor’s studio
6 Workshop, store
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Wohn- und Ateliergebäude in Sent
2
Details
Schnitt Maßstab 1:20
1 Deckenaufbau:
Dreischichtplatte Fichte 27 mm
Wärmedämmung 250 mm
Holzwerkstoffplatte 12 mm
Lattung 28/50 mm
Gipsfaserplatte 12,5 mm
2 Stahlprofil HEB 220
3 Holzprofil BSH 100/250 mm
4 Stahlschuh mit Zugstab-Anschluss
5 Aluminiumprofil 30/30 mm
6 Isolierverglasung U = 1,1 W/m 2 K,
silikonverklebt
7 Stütze Stahlrohr Ø 152,4/16 mm
8 Aluminium-Flachprofil 6 mm
9 Dreischichtplatte Fichte 27 mm
10 Konvektor
11 Leuchte
12 Sitzbank Holz als Absturzsicherung
13 Lärchenbalken (Bestand)
1
2
3
4
5
6
7
Section scale 1:20
1 floor construction:
27 mm three-ply softwood sheeting
250 mm thermal insulation
12 mm composite wood board
28/50 mm battens
12.5 mm gypsum fibreboard
2 steel Å-beam 220 mm deep
3 100/250 mm laminated timber beam
4 steel shoe with connection for tension rod
5 30/30 mm aluminium angle
6 double glazing fixed with silicone adhesive
(U = 1.1 W/m 2 K)
7 Ø 152.4/16 mm tubular steel column
8 6 mm aluminium flat
9 27 mm three-ply softwood sheeting
10 convector
11 light fitting
12 timber bench as safety barrier
13 existing larch scantlings
8
9
13
12
13
10
11
9
13
7
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