Sikuris__NorbertHoffmann_.pdf

(482 KB) Pobierz
243 3 Sikuris
243
Partitur
Norbert Rudolf Hoffmann
3 Sikuris
für sinfonisches Blasorchester
Besetzung:
1 Piccolo (Picc)
1 Flöte (Fl)
3 Klarinetten in B (Kl)
2 Altsaxofone in Es (ASax)
1 Tenorsaxofon in B (TSax)
1 Bariton-Saxofon in Es (BSax)
4 Hörner in F (Hr) (F/B Doppelhörner)
3 Trompeten in B (Trp)
3 Tenorposaunen (Pos)
2 Euphonien in C (Euph) – Stimmen auch in B
1 Tuba (Tb)
Schlagzeug (4, besser 5 Spieler):
Röhrenglocken (RGl)
3 Triangel (Trg)
3 kleine Becken, hängend (3 Bck)
2 große Becken, hängend (2 Bck)
3 Holzblöcke (oder Tempelblocks) (HBl)
kleine Trommel (klTr)
3 Tomtom (Tom)
große Trommel (GrTr)
Alle Instrumente sind in den üblichen Transpositionen notiert.
Aufführungsdauer: variabel
Minuten
ohne Wiederholungen
Minuten
mit allen Wiederholungen
Sikuri I
3
8
Sikuri II
2
9
Sikuri III
2
12
total 7 29
Da der Hauptteil (d.h. der Teil nach der Einleitung) jedes Sikuris beliebig oft wiederholt werden kann,
ist die tatsächliche Aufführungsdauer im Prinzip unbegrenzt.
297808438.001.png
243
Partitur
- 2 -
Vorwort
Die Musik der Anden ist in den letzten Jahrzehnten in Europa ziemlich bekannt geworden, wenngleich
in einer unserem Musikgeschmack stark angepassten Verballhornung – authentische Formen dieser
Musik bekommt man bei uns nicht zu hören.
Die Ursprünge der Andenmusik reichen weit in die vorspanische Zeit zurück. Verwendet wurden aus-
schließlich Blas- und Schlaginstrumente; Saiteninstrumente, die heute in den Anden recht beliebt sind,
wurden erst von den spanischen Eroberern eingeführt.
Mit unserer Vorstellung von Tonalität hat diese Musik wenig zu tun. Oft liegt den Stücken Pentatonik
zugrunde, fast häufiger trifft man aber auf Skalen aus 6 oder vier (e g h d) Tönen.
Siku oder Panflöte
Sehr verbreitet sind Sikus , bei uns als Panflöten bekannt, die in verschiedenen Größen gebaut werden.
Standardmäßig besteht ein Siku aus 13 unten verschlossenen Röhren, die in zwei Reihen angeordnet
und in den Tönen von G-Dur gestimmt sind. Der tiefste Ton ist gewöhnlich ein D, der Tonumfang
reicht also z.B. von d' bis h''; in Gebrauch sind Instrumente von der Bassregion bis zum höchsten Dis-
kant.
Bei uns kennt man vorwiegend Instrumente, in denen beide Reihen vereinigt sind. In den Ursprungs-
ländern werden die Reihen aber häufig getrennt; sie heißen Arka (d fis a c e g h) und Ira (e g h d fis a).
Eine Melodie, die Halbtonschritte enthält, muss dann von zwei Personen abwechselnd gespielt werden,
was ein bedeutendes Maß an Koordination erfordert. Andererseits können dadurch rasche Folgen weit
auseinanderliegender Töne (z.B. im Oktavabstand) geblasen werden, was mit einem zweireihigen In-
strument wegen des großen Abstands der betreffenden Röhren unmöglich ist.
Sikuri-Form
Im Lauf der Jahrhunderte hat sich eine Reihe verbreiteter Formschemata entwickelt. Eines davon ist
der Sikuri (auch unter Huayno und anderen Namen bekannt), der wie folgt aufgebaut ist:
X
1
2
D.S.
Einleitung
:
A
Rep. : : B
Rep. : : Coda :
Rep.
Schlussakk.
A, B, Coda: Formteile
Rep.: Repique (s. unten)
Die Passage zwischen X und D.S. kann beliebig oft wiederholt werden, das Tempo ist immer ungefähr
M.M. 84 für ein Viertel. Die letzte (manchmal auch die vorletzte) Wiederholung wird schneller
(M.M. 96 oder M.M. 106) gespielt; bei der letzten Wiederholung entfällt der letzte Repique.
297808438.002.png
243
Partitur
- 3 -
Repique
Ein kurzes, im Sikuri mehrmals und immer in gleicher Gestalt vorkommendes Teilstück ist der Repi-
que , am ehesten mit „Klingeln“ zu übersetzen, was manchen an seine Schulzeit erinnern wird – tat-
sächlich trennt der Repique einzelne Teile eines Stückes voneinander und hat damit eine stark formbil-
dende Funktion. In der Regel besteht der Repique aus einer raschen Abfolge zweier verschiedener
Töne, häufig im Oktavabstand, die von zwei Spielern abwechselnd ausgeführt wird. In vielen Stücken,
die bei uns in Europa zu hören sind, wird der aufmerksame Zuhörer diese Repique bemerken.
Schlussbemerkung
Das vorliegende Werk greift Anregungen aus dieser Musik auf. Der Titel „Sikuris“ rechtfertigt sich
aus der Zugrundelegung der erwähnten Sikuri-Form, die in allen drei Sätzen deutlich erkennbar ist.
Allerdings muss ganz klar festgestellt werden, dass es sich dabei keineswegs um eine Musik im An-
denstil handelt. Dass die Töne von G-Dur im vorliegenden Werk eine bedeutende Rolle spielen, ist
eine Anlehnung an die Andenmusik, die ihre Begründung in den obigen Ausführungen über die Sikus
findet.
Norbert Hoffmann
243
- 4 -
Erläuterungen
Metronomangaben dienen lediglich zur Orientierung
Die einzelnen Stimmen können mehrfach besetzt werden
Bei einzelnen Stimmen kann ein Tempo angegeben sein, das vom allgemeinen (dirigierten) Tempo abweicht.
Dieses Tempo ist bei der jeweiligen Stimme angegeben und gilt nur für die betreffende Passage.
Schlagzeug
Schlägel zunehmender Härte
Metallstab / Trommelstock / großer Trommelschlägel
Notenköpfe
tonlos blasen
tonlos saugen
Klappen / Ventile / Zug geschlossen
Mundstück vom Instrument abnehmen,
mit "Ton" in das Mundstück blasen
Posaune: Zug entfernen, "normal" (mit der entsprechenden Lippenspannung) blasen
Notiert werden die Tonhöhen, die bei geschlossenem Zug entstehen; die tatsächlich entstehenden Tonhöhen
sind nebensächlich, wichtig ist die Richtung (höher/tiefer)
Horn: Der mit den Ventilen eingestellte Grundton; notierte Oktave ist unwichtig
Mundstück: mit "Ton" blasen,
Tonhöhen sind nebensächlich, wichtig ist die Richtung (höher/tiefer)
Effekte: allgemein
verschließen
Œ
Mundstück: mit "Ton" blasen, Ende langsam mit dem Handballen verschließen:
Ton wird tiefer.
Gänzliches Verschließen des Mundstück-Endes führt zu abruptem Abbrechen des Tons.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Wasser œ
œ
Posaune: Zug mit Wasser füllen
so dosieren, dass beim Blasen ein blubberndes Geräusch entsteht.
Notierte Töne wie normal blasen (Zugstellung, Lippenspannung)
297808438.003.png
243
- 5 -
Effekte: Horn
Ventilnummern beim Horn:
0 kein Ventil gedrückt
1 Ganzton tiefer
2 Halbton tiefer
3 kleine Terz tiefer
Beispiel für Ventilstellung: F13
Instrument auf F eingestellt
Ventile 1 und 3 gedrückt:
Quart tiefer
?
4
Horn: Glissando nach unten durch zunehmende Handdeckung
B3: Instrument auf B eingestellt, Ventil 3 gedrückt; Grundton D (Notierung)
4: Oberton Nr. 4
Durch die veränderliche Handdeckung ergibt sich eine Dynamikänderung;
diese ist durch den Atemdruck auszugleichen.
B3
+
4
b
œ
?
maximaler Glissando-Bereich:
vom notierten höheren Ton (der ein Oberton ist) bis herab zu demjenigen
Stopfton, der zum darunterliegenden Oberton gehört
B3
&
œ 11 12 13 œ
# 15
Horn: mit vorgegebener Ventilstellung Obertöne blasen
Die Pfeile geben Töne an, die deutlich höher bzw. tiefer
als die temperierten Töne sind (vgl. Jagdmusik).
Diese dürfen nicht korrigiert werden.
F13
5 6
œ ¯
?
3 4
Horn: "Portamento":
Durch allmähliches Verstärken (bzw. Abschwächen) der
Lippenspannung werden die notierten Obertöne durchlaufen.
Der notierte Rhythmus der Obertonfolge ist unverbindlich;
verbindlich sind jedoch die vorgeschriebenen Zeitpunkte von
Anfangs- und Endton.
Die Ventilstellung ist vorgeschrieben und wird nicht verändert.
O
.
F13
mH
oH
Horn: mit / ohne Handdeckung
Töne ohne Handdeckung klingen etwas zu hoch;
sie dürfen keinesfalls korrigiert werden.
Allgemein
=
entspricht etwa: œ œ ®
Note etwas länger aushalten als notiert
œ >
>
>
in einem Atem, Akzente durch kurzzeitiges Verstärken des Atemdrucks erzeugen
(sozusagen ein rhythmisiertes Lautstärke-Vibrato)
glissando œ
œ gleichbedeutend mit: œ
œ
œ
œ
7
297808438.004.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin