Paulo Coelho - Der Fünfte Berg.pdf

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In Der Fünfte Berg erzählt Paulo Coelho in einfacher, moderner Sprache die Geschichte des Propheten Elia, die wir alle kennen,
Paulo Coelho
Der Fünfte Berg
Roman
Aus dem Brasilianischen von
Haralde Meyer-Minnemann
s&c by anybody
Diogenes
In Der Fünfte Berg erzählt Paulo Coelho in einfacher, moderner Sprache die
Geschichte des Propheten Elia, die wir alle kennen, so - wie wir sie nicht
kennen. Er versetzt uns 3000 Jahre zurück ins Jahr 870 v. Chr., als Gott Elia
befahl, Israel zu verlassen und nach Phönizien ins Exil zu gehen. Damit aus
dem Exil eine Heimat wird, muß zuerst eine Stadt untergehen, Elia sich
verlieben und - mit und gegen seinen Gott - um seine Selbstbestimmung
ringen.
(Backcover)
ISBN 3 257 061641
Titel der 1996 bei Editora Objetiva Ltda.,
Rio de Janeiro, erschienenen Originalausgabe:
>O Monte Cinco<
Copyright © 1996 by Paulo Coelho
Mit freundlicher Genehmigung
von Sant Jordi Asociados,
Barcelona, Spanien Alle Rechte vorbehalten
Umschlagfoto:
Copyright © Jean du Boisberranger/
Agence Ernoult Features, Paris
Für A. M., Krieger des Lichts, und Mauro Salles
Alle deutschen Rechte vorbehalten
Copyright © 1998 Diogenes Verlag AG Zürich
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Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist
angenehm in seinem Vaterlande.
Aber in der Wahrheit sage ich euch: Es waren viele Witwen in
Israel zu Elias Zeiten, da der Himmel verschlossen war drei
Jahre und sechs Monate, da eine große Teuerung war im
ganzen Lande; und zu deren keiner ward Elia gesandt, denn
allein gen Sarepta der Sidonier zu einer Witwe.
Lukas, 4: 24-26
Inhalt
Inhalt ................................................................................................ 3
Prolog .............................................................................................. 4
Erster Teil........................................................................................ 5
Zweiter Teil ...................................................................................45
Epilog ..........................................................................................171
Prolog
Zu Beginn des Jahres 870 v. Chr. genoß ein Gebiet, das als
Phönizien bekannt war und das die Israeliten Libanon nannten,
seit fast drei Jahrhunderten Frieden. Seine Bewohner konnten
stolz sein. Um in einer Welt zu überleben, die unter ständigen
Kriegen litt, hatten sie aus ihrer politischen Schwäche heraus
notgedrungen beneidenswert geschickte
Verhandlungstechniken entwickelt. Um 1000 v. Chr. schlossen
sie eine Allianz mit König Salomo, was ihnen auch erlaubte,
ihre Handelsflotte zu modernisieren und ihren Handel weiter
auszudehnen.
Die phönizischen Seefahrer waren bis an so ferne Gestade wie
das heutige Spanien und den Atlantischen Ozean gekommen,
und gewissen bisher unbestätigten Theorien zufolge mußten
sie im Süden und im Nordosten des heutigen Brasilien
Inschriften hinterlassen haben. Sie beförderten Glas,
Zedernholz, Waffen, Eisen und Elfenbein. Die Bewohner der
großen Städte wie Sidon, Tyrus und Byblos kannten die Zahlen,
astronomische Berechnungen, kelterten Wein und benutzten
seit etwa zweihundert Jahren zum Schreiben ein System von
Buchstaben, das die Griechen später Alphabet nannten.
Zu Beginn des Jahres 870 v. Chr. trat an einem fernen Ort
namens Ninive ein Kriegsrat zusammen. Eine Gruppe
assyrischer Generäle hatte beschlossen, ihre Truppen in einen
Eroberungskrieg gegen die an der Mittelmeerküste
niedergelassenen Völker zu führen. Ihr erstes Ziel war
Phönizien. Auch zu Beginn des Jahres 870 v. Chr. warteten in
einem Pferdestall in Gilead, in Israel, zwei Männer darauf, in
den nächsten Stunden zu sterben.
- 4 -
Erster Teil
Ich diente einem Herrn, der mich jetzt meinen Feinden
ausliefert«, sagte Elia.
»Gott ist Gott«, antwortete der Levit. »Er hat Mose nicht gesagt,
ob er gut oder böse ist. Er sagte nur: Ich bin, der ich bin. Und er
ist alles, was es unter der Sonne gibt - der Donner, der das
Haus zerstört, und die Hand des Menschen, die es wieder
aufbaut.«
Sie unterhielten sich, um ihre Angst zu vergessen. Jeden
Augenblick konnten Soldaten die Tür des Pferdestalles
aufstoßen, in dem die beiden sich befanden, sie entdecken und
sie vor die einzig mögliche Wahl stellen: entweder den
heidnischen Gott anzubeten, ihrem Gott abzuschwören, oder
hingerichtet zu werden.
Würde der Levit seinen Glauben verraten und sein Leben
retten, überlegte Elia. Er selbst hatte keine Wahl. Alles war
seine Schuld, und Königin Isebel wollte seinen Kopf, um jeden
Preis.
»Ein Engel des Herrn hat mich gezwungen, mit König Ahab zu
sprechen, ich habe ihn gewarnt: Es wird so lange nicht mehr
regnen, wie die Israeliten Baal anbeten«, und es klang fast so,
als wollte er um Vergebung bitten dafür, daß er dem Engel
gehorcht hatte. »Doch Gott handelt langsam. Wenn die Dürre
unerträglich wird, hat Isebel längst alle vernichtet, die Gott treu
blieben.«
Der Levit sagte nichts.
»Wer aber ist Gott?« fuhr Elia fort. »Führt er die Hand des
Soldaten, der mit seinem Schwert die hinrichtet, die den
Glauben unserer Väter nicht verraten? Hat er eine fremde
Prinzessin auf den Thron unseres Landes gesetzt, auf daß all
dieses Unglück gerade jetzt geschehen konnte? Tötet Gott die
Getreuen, die Unschuldigen, diejenigen, die die Gesetze Mose
befolgen?«
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